Projekt München 72
Die Olympischen Sommerspiele 1972 in München waren das erste sportliche Großereignis in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit ihnen wollte sich die Bundesrepublik Deutschland der Welt als demokratisch, offen und friedliebend präsentieren.
Die gesamte Ausgestaltung der Spiele war inhaltlich und ästhetisch ein Gegenentwurf zu den Olympischen Spielen während des Nationalsozialismus 1936 in Berlin und Garmisch-Partenkirchen: Nun wurden zeitgenössische Kunst und Kultur, Demokratie und Partizipation inszeniert und gefeiert. Das Designbüro Otl Aicher mit seinem wegweisenden Design und seinem unverkennbaren Stil spielten hier eine zentrale Rolle.
Die beinahe euphorische Aufbruchstimmung dieser Tage endete abrupt mit dem Anschlag auf die israelische Olympiamannschaft am Morgen des 5. September. Der Schock und die Trauer um die elf ermordeten israelischen Sportler und einen Polizisten überschatten die Erinnerung an die Spiele bis heute im In- und Ausland.
Mit dem Projekt "München 72" macht das Münchner Stadtmuseum Erinnerungen rund um die Olympischen Sommerspiele 1972 sichtbar. Wir laden Sie dazu ein, das kollektive Gedächtnis um Ihre eigenen Erinnerungen zu bereichern, Spuren zu entdecken, neu zu interpretieren und zu diskutieren – im Museum, quer durch die Stadt und im digitalen Raum.
Die Projekte im Überblick
Mit “München 72. Olympische Spurensuche” werden ab dem 01.07.2022 an über 20 temporär errichteten Stationen Aktivitäten, Maßnahmen und Ereignisse rund um die Spiele direkt im Stadtraum sichtbar. Über einen QR-Code können Spurensucher*innen vertiefende Informationen sowie weiteres Bild- und Filmmaterial digital abrufen, darunter Interviews mit Zeitzeug*innen.
Am 28.07.2022 eröffnet die Ausstellung “München 72. Mode, Menschen und Musik”, die Visionen, Ästhetik, Lebensgefühl und Erinnerungen der Zeit nachspürt. Hier sind Exponate aus der Sammlung Musik und der Sammlung Mode / Textilien / Kostümbibliothek zu sehen, an denen die Inszenierung der „heiteren Spiele“ erlebbar wird, sowie Erinnerungen von Münchner*innen und Beteiligten rund um die Ereignisse und wie sie München geprägt haben.
Um Geschichten, Objekte, Bilder und Filme zu sammeln, wurde bereits zu Beginn des Jahres das Erzählcafé "München 72" in der Lounge des Münchner Stadtmuseums eröffnet. Das Erzählcafé schafft einen Raum für Erinnerung und Austausch. Die bisherige Geschichtsschreibung soll so um subjektive, vielleicht unbekannte Perspektiven erweitert werden. Auf diese Weise entsteht eine Karte kollektiver Erinnerung, die vielfältige Perspektiven vereint und laufend im analogen wie auch im digitalen Raum erweitert wird.
Ein Projekt der zeitgenössischen Fotografie präsentiert "München 72. FORUM 054: INA KWON. Piles of Earth and Rubble". Ina Kwon arbeitete vielfach zum Münchner „Olympiaberg“, der unter anderem aus Trümmern des Zweiten Weltkriegs besteht und heute ein wesentliches Gestaltungselement des Olympiaparks ist. Sie stellt diesem Grabhügel gegenüber, die im südkoreanischen Gyeongju im gesamten Stadtgebiet zu finden sind. Kwon befasst sich hier mit dem Motiv des Schuttbergs, durch den Geschichte verschüttet, aufgedeckt, konstruiert und umgeschrieben wird.
Dem Geist der Olympischen Sommerspiele 1972 folgend, lädt "München 72" dazu ein, teilzunehmen, sich auszutauschen und mitzugestalten: Touren durch die Stadt und die Ausstellungen, Konzerte, (u.a. die Wiederaufführung der "Exotica" von Mauricio Kagel), Diskussionen und Vorträge, Medienworkshops und eine Musikbaustelle.
"München 72. Mode, Menschen und Musik" ist ein Projekt des Münchner Stadtmuseums in Kooperation mit dem Medienzentrum München des JFF, der Münchner Stadtbibliothek, der Münchner Volkshochschule, dem Bayerischen Rundfunk und zahlreichen weiteren Partner*innen.
"München 72. Forum der Erinnerungen digital_analog_partizipativ" wurde entwickelt im Rahmen von "dive in. Programm für digitale Interaktionen" der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR.