Weltweit verfolgten 1972 rund 900 Millionen Zuschauer*innen die Olympischen Spiele in München. Zum ersten Mal wurde dabei das sportliche Großereignis in alle fünf Kontinente übertragen. Nicht zuletzt trugen die Spiele zu einer raschen Verbreitung des Farbfernsehens bei. Allein in Westdeutschland wurden 1972 im Vergleich zum Vorjahr 70 Prozent mehr Farbfernsehgeräte verkauft.

Unbekannt, Fotografie, 1972, Schule Informationstechnik der Bundeswehr/Archiv Lehrsammlung

Unbekannt, Fotografie, 1972, Schule Informationstechnik der Bundeswehr/Archiv Lehrsammlung
Das Magazin "Der Spiegel" bezeichnete München als "Fernseh-Olympia" und bewertete die Berichterstattung kritisch als "die erste lückenlose optische Ausbeutung eines Sportereignisses". Über 1.250 Stunden lief das 17-tägige Fernsehprogramm zu den Spielen. Dabei machten Live-Übertragungen etwa 75 Prozent der Sendezeit aus.

Unbekannt, Fotografie, 1972, Schule Informationstechnik der Bundeswehr/Archiv Lehrsammlung

Unbekannt, Fotografie, 1972, Schule Informationstechnik der Bundeswehr/Archiv Lehrsammlung
Die technische Zentrale für die internationale Hörfunk- und Fernsehberichterstattung während der Spiele befand sich im Nordteil des Olympiaparks. Das sogenannte Deutsche Olympia Zentrum (DOZ) war in dem Gebäudekomplex untergebracht, der heute von der Technischen Universität München auf dem TUM Campus im Olympiapark genutzt wird. Gegenwärtig verändert sich dieses Areal durch den Abriss mehrerer Hallen und die Errichtung eines Neubaus sowie neuer Außensportanlagen. Die seit 2017 laufenden Baumaßnahmen sollen 2024 abgeschlossen sein.

Unbekannt, Fotografie, 1972, IMAGO/WEREK
Das Deutsche Olympia Zentrum (DOZ)
Die Planung des Gebäudekomplexes im Nordteil des Olympiaparks war nachhaltig. Sie orientierte sich an den Belangen der späteren Nutzung als Hochschulsportanlage. Gleichwohl wurden die dort errichteten Bauten während der Olympischen Spiele aufwendig an die temporäre Nutzung durch Funk und Fernsehen angepasst.
UFA-Dabei 1972
Neben Büros und Redaktionsräumen befanden sich im DOZ auch Produktionsstudios und Schneideräume für die internationalen Gesellschaften von Hörfunk und Fernsehen. In einem zentralen Schaltraum wurden alle aus den verschiedenen Wettkampfstätten überspielten Aufzeichnungen empfangen, dann weiterverarbeitet und anschließend weltweit verbreitet.

Karsten de Riese (Foto), in: Die Spiele, Bd. 2: Die Bauten, hg. v. Organisationskomitee für die Spiele der XX. Olympiade München 1972 e.V., München 1974, S. 85

Paul Sessner, Fotografie, 1972, Paul Sessner/Süddeutsche Zeitung Photo
UFA-Dabei 1970
Durch seine Lage war der Gebäudekomplex an den öffentlichen Nahverkehr sowie das Straßennetz des Olympiaparks angeschlossen. Es bestand eine unmittelbare Verbindung zur Pressestadt, dem Olympischen Dorf und den zentralen Wettkampfstätten. Aufgrund dieser räumlichen Nähe zueinander erhielt der Slogan "Spiele der kurzen Wege" mit dem München für die Olympischen Spiele 1972 warb, auch für die Medienschaffenden seine Berechtigung.

Unbekannt, Fotografie, 1972, IMAGO/WEREK

Unbekannt, Fotografie, 1972, IMAGO/WEREK
"Luxuriöse Gastfreundschaft"
Die Zahl der Medienvertreter*innen bei Olympischen Spielen war bis Ende der 1960er Jahre stetig angestiegen. Rund 4.300 Journalist*innen berichteten 1972 über die Spiele. Diese Medienpräsenz wurde auch gezielt zur Selbstvermarktung Münchens und der Bundesrepublik Deutschland (BRD) genutzt.

Karsten de Riese (Foto), in: Die Spiele, Bd. 2: Die Bauten, hg. v. Organisationskomitee für die Spiele der XX. Olympiade München 1972 e.V., München 1974, S. 175
Ein wichtiges Anliegen der Verantwortlichen bei diesem weltweit medial beobachteten Großereignis war es, 27 Jahre nach Kriegsende von München und der BRD ein positives Bild zu vermitteln. Auch deshalb wurde die internationale Presse mitunter besser behandelt als die Athlet*innen.
Die Medienschaffenden waren in der sogenannten Pressestadt nordwestlich des Olympiaparks untergebracht. Dort standen rund 4.200 Einzelzimmer mit Telefon und Fernseher zur Verfügung. Die Arbeitsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe eines Großteils der Wettkampfstätten galten als vorbildlich. Zudem wurden die Preise für Lebensmittel, Transport und Unterkunft künstlich niedrig gehalten.

Unbekannt, Fotografie, 1971, IMAGO/ZUMA Press/Keystone

Karsten de Riese (Foto), in: Die Spiele, Bd. 2: Die Bauten, hg. v. Organisationskomitee für die Spiele der XX. Olympiade München 1972 e.V., München 1974, S. 169
Dieses Hofieren der internationalen Presse bezeichneten die Organisatoren als "luxuriöse Gastfreundschaft". Letztlich gelang es der BRD die Olympischen Spiele zu nutzen, um sich der Welt als modernes, weltoffenes und demokratisches Land darzustellen.